Eine Woche vor der mit Spannung erwarteten Jahreshauptversammlung des VfL Bochum hat sich der amtierende Vorsitzende des Präsidiums, Hans-Peter Villis, auf der klubeigenen Homepage in einem Anschreiben an die Mitglieder gerichtet. Außerdem steht fest, wer das "Team Villis" bei der Präsidiumswahl komplettieren wird.
RUB-Kanzlerin im "Team Villis"
Es handelt sich um Dr. Christina Reinhardt, Kanzlerin der Ruhr-Universität Bochum und seit 2016 VfL-Mitglied, wie der Verein am Dienstag mitgeteilt hat. Sie wird mit Franz-Josef Tenhagen, Uwe Tigges, Dr. Andreas Eickhoff das fünfköpfige Team des seit zehn Jahren tätigen Villis bilden. Eine entsprechende Eingabe bei der Findungskommission sei erfolgt. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende Martin Kree hatte aus persönlichen Gründen seinen Rückzug erklärt.
Damit sind die zwei sich zur Wahl stellenden Präsidiums-Blöcke vollständig. Wie bereits berichtet wirbt eine Opposition, angeführt vom derzeitigen Vereinsarzt Dr. Karl-Heinz Bauer, um die Gunst der VfL-Mitglieder. Dazu gehören die beiden Vereinslegenden Marcel Maltritz und Ralf Zumdick, außerdem Marc Schaaf, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Lippe und Schuhunternehmer Andreas Bobon.
Villis äußert sich zu Fan-Kritik
Da sich die Teams jeweils geschlossen zur Wahl stellen werden, wird es aller Voraussicht nach zu einer Kampfabstimmung zwischen „Team Villis“ und „Team Bauer“ kommen. Dafür hat sich der amtierende Vorsitzende eine Woche vor der JHV in Stellung gebracht. Das Hauptargument - abgrenzend zu seinen Herausforderern - für seine Wiederwahl: Kontinuität.
Diese sei "Erfolgsfaktor Nummer eins im modernen Fußball" und wird mehrfach als Schlagwort in dem Anschreiben verwendet. Fast schon als Wink mit dem Zaunpfahl richtet er sich an die VfL-Mitglieder, "im Falle des Misserfolgs kühlen Kopf zu bewahren und nicht sämtliche Prinzipien sofort über Bord zu werfen." Eben dafür stehe das Villis-Präsidium.
Außerdem wehrt sich der 64-Jährige gegen den Vorwurf, zu wenig in die Mannschaft investiert und damit die bislang enttäuschende Saison herbeigeführt zu haben. In Fan-Kreisen hatte es vermehrt Unmut darüber gegeben, den Verlust zahlreicher Leistungsträger der vergangenen Spielzeit nicht adäquat ersetzt zu haben. "Rund 40 Prozent unseres Umsatzes werden für den Lizenzspielerkader aufgewendet." Das sei ein aus fußballspezifischer Finanzsicht "gesunder" Wert, so Villis' Begründung.
Darauf folgte aber eine Bemerkung, die vermutlich alle Bochum-Anhänger hat hellhörig werden lassen. Der zur Verfügung stehende Etat für Lizenzspieler sei noch nicht gänzlich ausgeschöpft. Dazu habe auch das Erreichen des Achtelfinals im DFB-Pokal beigetragen, verspricht Villis an dieser Stelle indirekt Verstärkungen in der Winterpause, um die sich Sportchef Patrick Fabian und Cheftrainer Thomas Letsch bemühen werden.
Ein weiters Versprechen: Offenheit und Transparenz, im Rahmen von Vertraulichkeitsregeln - ein Aspekt, der kürzlich in einem offenen Brief der Gruppierung "Ultras Bochum 1999" kritisiert wurde. Der Vorwurf an Villis: intransparente Kommunikation rund um den Abschied von Ex-Sportchef Sebastian Schindzielorz. Unglücklich sei aus Sicht der Ultras zudem der Auftritt rund um den Trainerwechsel gewesen. Bei der Pressekonferenz zur Entlassung von Thomas Reis wurde Schindzielorz-Nachfolger Fabian auf dem Podium alleine gelassen, bei der PK zur Verpflichtung von Letsch saß Villis dagegen an seiner Seite.
All das hatte die Forderung nach Gegenkandidaten zur Folge - die sich zumindest erfüllt hat. Ob sich die Opposition in der Woche vor der Jahreshauptversammlung noch zu Wort melden wird, bleibt abzuwarten. Die VfL-Mitglieder würden dies für die Entscheidungsfindung mit Sicherheit begrüßen. Eines steht fest: Der VfL Bochum hat nicht nur in der Bundesliga richtungsweisende Tage vor sich.